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Dein Name

 

Ich stehe am Grab meines Opas. Tränen in den Augen und in mir, ein elender Kampf zwischen Trauer und Freude. Ich werde ihn vermissen, wie er war. Für mich war er ein toller Opa und in vielem ein Vorbild.

 

Doch ich freue mich auch für ihn. Sein Geist liegt längst nicht mehr hier. Endlich durfte er heim.

 

Ich muss lächeln und schau mir nochmal das Kreuz an.

 

1931-2020 was für eine lange Zeit, oder?

 

Und darüber sein Name. Sein Name, der in seinem Leben Programm wurde „Gotthilf“.

 

Tja, am Ende steht dein Name drauf. Selbst die Fantastischen Vier besingen es in einem ihrer Lieder.

 

Plötzlich zucke ich kurz zusammen. Was heißt das, „am Ende steht dein Name drauf“?

 

Ist mein Name das, womit mich alle verbinden? Mein Name meine Identität? Mein Name etwas Kostbares?

 

Ich glaube ja. Mein Name, das bin ich. Das bin ich und wofür ich stehe und lebe. Meinen Namen setzte ich nur darunter, wenn ich einverstanden bin mit dem was da vor mir liegt, oder?

 

Ein mahnender Gedanke schießt mir durch den Kopf und ein bisschen schäme ich mich.

 

„Miene liebe, du allein bist für das zuständig was dein Umfeld mit deinem Namen verbindet“.

 

Der Gedanke schlägt ein wie eine Bombe.

 

Ich bin verantwortlich. Gerade auch jetzt, in dieser doch herausfordernden Zeit.

 

Ich bin dafür Verantwortlich was ich meinem Körper gebe oder vorenthalte. Verantwortlich dafür, was ich aus Wut, Trauer, Einsamkeit, Langeweile, … in mich hinein „stopfe“. Ob ich mich bewege oder nicht. Ob ich mir eine Freude machen kann (auch ohne Essen) oder nicht. Verantwortlich dafür wie ich mit meinem Leben, meinem Umfeld, meinen lieben umgehe.

 

Wieder steigen Tränen in mir hoch. Doch diesmal weine ich um mich. Um all die Momente in denen ich meine Selbstverantwortung eben nicht wahrgenommen habe und mich bestimmen lies von anderen oder den Umständen. „Es ist noch nicht zu spät“, flüstert etwas in mir. Und die Tränen versiegen. Stimmt. Ich lebe noch. Ich habe noch viele Chancen und ich habe auch schon viele Chancen genutzt. Wie heißt es so schön „die Katz isch dr Bom nuf“ (die Katze ist den Baum hoch). Es ist wie es ist.

 

Als ich vom Grab weg gehe, bin ich erleichtert und voller Hoffnung. Ich kann die Verantwortung wieder neu übernehmen. Es ist noch nicht u spät.

 

Vielleicht geht es dir auch manchmal so, doch wenn du das hier liest, ist es auch für dich noch nicht zu spät.

 

Manchmal schafft man es allein, manchmal braucht man jemanden der einen an die Hand nimmt. Doch es ist deine Verantwortung welchen Weg du wählst.

 

„Am Ende steht dein Name drauf“.

 

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